2010: SERENGETI (Kinodokumentation, 100 Minuten) Universum, Intervista, Studio Hamburg Doclights
Golden Panda, Peking, China Best Sound, Jackson Hole, Wyoming, USA Finalist Missoula, Montana, USA
Die neuen, hochauflösenden Videokameras bieten nicht nur gestochen scharfe Bilder für den TV-Schirm, sondern erlauben auch bis dahin nur mit extremem Aufwand zu erstellende Kinofilme. Für die alten 35mm Negative brauchte es riesige Objektive, um die im Tierfilm erforderlichen Abbildungsmaßstäbe zu erzielen. Da in Afrika meistens aus Geländewagen gedreht wird, kommt man da schnell an Grenzen des Machbaren. Dies mussten schon die Kameraleute, die Bernhard Grzimeks “Serengeti darf nicht sterben” in den Fünfzigern drehten, leidvoll erfahren. Alan Root montierte absurd lange Telekanonen auf einen kleinen, offenen Jeep, um wenigsten einige Nahaufnahmen zu bekommen. Erschwerend kam dazu, dass damals die Tiere noch nicht so sehr an Autos gewöhnt waren, wie heutzutage! Jedenfalls ergab sich zwischen 2003 und 2005, als die neue Technik ausgereift genug erschien, ein Fenster der Möglichkeiten für ein filmisches Denkmal des wohl großartigsten Nationalparks der Welt. Die ersten Gespräche dazu begannen Ende 2006 und im Februar 2008 war ich endlich wieder in der Serengeti – mit dem Auftrag, eine Kinodokumentation zu erstellen.
Für das Fernsehen hatte ich so etwas ja schon einmal mit der dreiteiligen Reihe “Weltwunder Serengeti” gemacht und diesmal sollte alles natürlich viel besser werden. Vor allem hatte ich vor, konsequent nur pure Natur zu zeigen. Die Vermischung von rationalen Argumenten mit emotionalen Eindrücken kann dazu führen, dass beides nicht rüberkommt, weil man ständig hin- und hergerissen wird. Für das Kino schwebte mir also ein rein ästhetischer Genuss vor, der den Betrachter mit einem positiven Gefühl verklärt in den Alltag entlässt. Naturschutzfragen sollten diesmal separaten Veranstaltungen rund um den Film vorbehalten bleiben. Auf die Erfahrungen aus “Weltwunder Serengeti” konnte ich durchaus aufbauen, aber draußen ist kein Jahr wie das andere, nichts ist wirklich im Detail vorhersagbar und so wird es nicht überraschen, dass es ein ganz anderer Film wurde, als ich es nach den Erfahrungen aus den späten Neunzigern im Stillen erwartete. Im Großen und Ganzen ging die Rechnung aber auf. Nicht nur, weil die neue Technik bestechende Bilder lieferte: Endlich hatte ich wieder genügend Drehzeit. Das Kinoformat gab mir zudem ganz andere Ausdrucksmöglichkeiten als die bisherigen TV Dokus: Lange, nur von der Handlung getragene Bildpassagen wurden möglich, die nur noch ein Minimum an erklärenden Texten erforderten. Bildsprache und Schnittrhythmus ließen Zeit zum Schauen und selbst entdecken, und nicht zuletzt brachte der Soundtrack ein völlig neues Afrika-Erlebnis.
SERENGETI ( Universum, Intervista, Studio Hamburg Doclights 2010, 100 Minuten)