Auch wenn der Littli Hrutur 2023 nicht mitspielte, hatten die kurzen Exkursionen, die Gabi und ich im Anschluss an die Vulkantour machten, doch unser Interesse an einer „richtigen Sommertour“ durch Island geweckt. Das heißt im Juni während der Sommersonnenwende und mit genügend Zeit für eine vollständige Rundreise, um die Seevogel-Brutkolonien auf ihrem Höhepunkt zu erleben. Und selbstverständlich hat Island mehr zu bieten als nur bunte Piepmätze – nicht ohne Grund trägt es den Begriff „Eis“ im Namen, was ich ja schon ausgiebig während meiner Wintertour im Februar 2015 erleben durfte.

Papageientaucher im Juni – und Eis gehört auch in dieser Zeit dazu

Land oberhalb 1000 Metern ist das ganze Jahr unter Eis und Schnee. Island hat keine besonders hohen Berge, die Höchsten gerade mal knapp über 1700. Aber das langt, um das ganze Jahr Schmelzwasser an die Küsten zu spülen. Womit wir bei den vielen Wasserfällen wären, die sich mittlerweise zu Touristenmagneten entwickelt haben.

Mehrere große Eiskappen bedecken Regionen oberhalb 1000 Metern von denen Gletscherzungen weit ins flache Land reichen. Hier das Myrdalsjökull Eisfeld im Süden der Insel. Typisch die vielen Schmelzwasserabflüsse.

Der Seljalandsfoss liegt gleich an der Ringstraße, auf der man Island umrunden kann. Klar, dass wir ihn unbedingt sehen wollten, zumal er auch der einzige isländische Fall ist, bei dem man hinter den Wasservorhang gehen kann.

Etwas abgelegener aber immer noch gut vorbereitet für Touristenströme: der Dettifoss, Europas zweitmächtigster Fall, was die Wassermenge angeht.

Godafoss, der „Götterfall“. Die erhofften langen Abendstimmungen während der Mittsommersonnenwende blieben wegen schlechten Wetters leider aus.

Das ganzjährige Nebeneinander von Gletschern und blühenden Landschaften macht für viele Besucher den unwiderstehlichen Reiz Islands aus. Im Gegensatz zu unseren mittlerweile kümmernden Alpengletschern sieht es auf absehbare Zeit auch nicht danach aus, dass die isländischen Eiszungen demnächst verschwinden – dafür sorgt schon die Lage dicht unter dem Polarkreis. Klar, dass ich endlich auch mal auf einen Gletscher wollte. Als ich das seinerzeit 2016 am Moreno Gletscher in Argentinen vorhatte, handelte ich mir eine Absage ein: Die strengen Ranger teilten mit damals mit, ich sei zu alt für das riskante Unterfangen. So schöpfte ich wieder Hoffnung, als ich sah, dass der Skaftafelsjökull für 9 bis 99 freigegeben ist (jedenfalls laut Eigenwerbung des Veranstalters).

Skaftafells Gletscher


Ich schraubte meine Erwartungen dann auch altersgemäß zurück und wurde deshalb nicht enttäuscht. Das Anstrengenste war, die vom Eis aufgeworfene Geröllhalde zu besteigen, die als zusammengeschobener steiler Wall vor dem Eis lag. Danach war das ganze – zünftig mit Helm, Pickel und Schuhkrampen – eher ein Spaziergang. Natürlich hatten wir keinen Zutritt zu der wildzerklüffteten Gleitzone, wo sich täglich haushohe Eisbrocken lösen können, aber das hatte ja auch keiner erwartet (oder gewünscht!). Bei ausnahmsweise strahlendem Sonnenschein verschwanden die Pullover schnell in den Tragetaschen und bald waren alle nassgeschwitzt, denn es ging über die vielen kleinen Eisfalten und -rinnen denn doch zunächst nur bergauf. Es war jedenfalls eine wunderbare Erfahrung, und der Begriff „Gletscher“ fühlt sich seither für mich nicht mehr so abstrakt an.

Auf dem Skaftafellsjökull bei strahlendem Wetter. An solchen Tagen wirkt es tatsächlich fast wie ein Spaziergang, aber die Guides achteten schon genau darauf, wohin wir unsere krampenbewehrten Schuhe setzten.

Viel weiter hoch ging es dann aber auch nicht. Die zerklüfftete Bruchzone war natürlich „off-limits“

Breidamerkurjökull Gletscherzunge, die in die Lagune Jökulsarlon fließt. Eine beeindruckende Kulisse – so mag es auch im südlicheren Europa während der Eiszeit ausgesehen haben.

Eisberg auf der Jökulsarlon Lagune

Jökulsarlon Lagune vor dem Breidamerkurjökull Gletscher

Einer der vielen Gletscherabflüsse die an der Südküste in den Atlantik fließen. Islandpferde, wegen ihrer Trittsicherheit einst unverzichtbares Transportmittel in Island, werden mittlerweile nur noch für touristische Spazierritte genutzt. Trotzdem sind sie eine begehrte Handelsware: Tiere mit schönen Farbkombinationen werden weltweit für mehrere zehntausend Euro gehandelt!

Lupinen wurden zur Bodenverbesserung eingeführt. MIttlerweile überwuchern sie riesige Gebiete und verdrängen die spärliche einheimische Flora.

Wollgras im Hochland der Snaefellsnes Halbinsel. Hierhin haben es die Lupinen noch nicht geschafft.