Auf den „Cochas“- Stillarmen von Urwaldflüssen – im peruanischen Regenwald fand ich es immer schwierig, Riesenotter zu beobachten oder zu fotografieren, weil sie dort meist sehr scheu sind. Im Pantanal gibt es aber einige habituierte Gruppen, beispielsweise im Enconto das Aguas Nationalpark bei Porto Jofre. Bei hohem Wasserstand sind sie weit über das Schwemmland verteilt. Nur in der Trockenzeit kann man sie relativ verlässlich in dem Schutzgebiet entlang des Rio Cuiaba sehen. Dann drängen sich die Fische im flachen Wasser zwangsläufig zusammen und werden dort von den Ottern gejagt. Im August/September ist es also oft möglich, in der Umgebung von Porto Jofre längere Beobachtungen an den quirligen „Riesen“ zu machen. Dabei ist es durchaus sehr hilfreich, dass die motorgetriebenen Boote mit dem Tempo der ziehenden Otter mithalten können! Mit den großen, geruderten Touristenflößen auf den Seen war das meistens unmöglich (wenn auch atmosphärischer und behaglicher – vor allem, wenn man nicht selbst rudern muss!).

Eine Riesenotter-Familie schwimmt im Flachwasser vor der Ufersteilwand im Cuiaba Fluss.

Solche Verbände umfassen meistens 3 bis 8 Tiere. Sie sind oft mit sehr lauten Kontakt- und Warnrufen unterwegs, um die Guppe zusammenzuhalten und sich gegenseitig zu bestärken. Deshalb kann man sie oft schon aus größerer Entfernung bemerken. Alle paar Minuten sieht man einen Otter beim „Periskopieren”: Dann richten die Tiere sich steil auf und kommen fast einen halben Meter aus dem Wasser, um eine bessere Rundum-Sicht zu haben. Dabei werden oft Kontakt- oder Warnrufe ausgestoßen. Vor allem Jungtieren helfen diese Rufe, den Kontakt mit dem Verband zu halten. Denn die unerfahrenen Kleinen verlieren leicht den Anschluß, wenn die quirligen Jäger abtauchen um längere Strecken unter Wasser den Fischen nachzustellen.

Ein Otter beim “Periskopieren”: Typisch die Wassertropfen die beim lauten Rufen versprüht werden.

Die Familie inspiziert eine Höhle, die versteckt unter dem dichten Pflanzenvorhang in der Uferwand liegt.


Entlang des Ufers haben die Otter mehrere Baue, die sie unregelmäßig nutzen. Solche „Camp Sites“ werden im Vorbeischwimmen kurz aufgesucht und inspiziert für künftigen Gebrauch. Bei so einer „Inspektion“ wurde der Otter im nächsten Bild überrascht, weil er die Annäherung des Bootes im Bau nicht bemerkt hatte. Als er herauskam, stürzte er sofort ins Wasser. Normalerweise sind sie hier, nahe bei Porto Jofre, nicht so schreckhaft. Die Höhlen, die längere Zeit benutzt werden – vor allem nachdem die Jungen geboren wurden – liegen meisten gut versteckt unter den Vegetationsvorhängen, die sich bei umgestürzten Bäumen entwickeln. Der herausgerissene Wurzelstock bietet dort viel leicht zu vertiefendes Erdreich in dem Wohnkammern und mehrere Ausgänge angelegt werden können.

Nervöser Riesenotter an einem sporadisch genutztem Bau.


Die Wurzelsysteme gestürzter Bäume bieten gute Möglichkeiten, größere Höhlen anzulegen.



Der Bau mit mehreren Eingängen ist gut verborgen hinter dem Pflanzenvorhang. Auf den Baustämmen versammeln sich gerne die Gruppen zum Ausruhen und Sonnen.
 

Ein junges Tier – sie bleiben normalerweise etwa 2 Jahre bei den Eltern und ziehen dann fort, um einen eigenen Verband zu gründen oder sich anderen Gruppen anzuschließen.

Die Flecken am Hals sind individuell unterschiedlich und werden zur Identifizierung der Tiere genutzt.


Ausgewachsene Tiere können an die 2,5 Meter lang werden und über 30 Kilo wiegen.

Die vorletzten Jungen helfen oft mit, dem jüngsten Nachwuchs Futter zu bringen.

.

Vor allem bringen aber die dominanten Elterntiere Fische zu den Kleinen.

Meist wird die Beute vom Kopf her gefressen.

Die Riesenotter sind neben den Jaguaren die wichtigsten Raubtiere im Pantanal. Sie sind also im Prinzip Konkurrenten – obwohl Jaguare eher wenig Fisch fressen – vor allem aber können die Großkatzen den jungen Ottern gefährlich werden. Wir waren also sehr gespannt, wie Jaguar und Otter aufeinander reagieren würden, als sich abzeichnete, dass die Familiengruppe auf die Katze am Ufer zusteuerte.

Die Fischer schwammen sofort zügig auf den Jaguar zu und ließen keinen Zweifel, dass sie die Katze vertreiben wollten – von Angst keine Spur.

Der Jaguar machte sich sofort davon – auf der Suche nach Capybaras oder Kaimanen kann er lärmende Zeugen in der Nähe nun überhaupt nicht gebrauchen!

Seine Flucht erinnerte mich sehr an die Reaktionen von Leoparden oder Geparden, die von Schakalen gestört werden und dabei ebenfalls meistens die Jagd abbrechen.